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Straßenkinderprojekt in Jimma

Ajele*) hat es geschafft: Er arbeitet halbtags in einer Holz- und Metallfirma und finanziert von dem Erlös nicht nur Unterkunft und Lebensmittel für sich und seine kranke Mutter, von dem Geld kann Ajele auch wieder Schulmaterialien kaufen. Das war nicht immer so: Gelegenheitsarbeiten auf der Straße reichten nicht, um sich und seine Mutter zu ernähren. Heute ist Ajele zuversichtlich, in einigen Jahren eine eigene Holzwerkstatt betreiben zu können.

Ajele ist einer von 75 jungen Äthiopiern zwischen sieben und 18 Jahren, die jährlich von dem Straßenkinderprojekt SCYP (Street Children and Youths Project) in Jimma betreut und fortgebildet werden. Ziel des Projektes ist es, den Kindern und Jugendlichen mittelfristig ein eigenständiges Leben jenseits der Straße zu ermöglichen.

Die für das Projekt ausgewählten Jungen und Mädchen durchlaufen ein dreimonatiges Programm mit folgenden Schwerpunkten:

  • Versorgung der obdachlosen Kinder und Jugendlichen mit Kleidung, Decken und Matratzen
  • Unterbringung dieser Kinder und Jugendlichen in Übergangsfamilien oder einer Gruppenunterkunft
  • Medizinische Versorgung und psychologische Beratung
  • Life-skill-Training
  • Beratung und Unterstützung der Herkunftsfamilien
  • Kurzausbildung in den Bereichen Friseur und Beautysalon, Holzwerkstatt, Handarbeit und Umgang mit der Nähmaschine sowie Hauswirtschaft/Food Preparation.
  • Startgeld für den Übergang in die Selbstständigkeit.
  • Follow up: Begleitung der Kinder und Jugendlichen in der ersten Phase ihrer Reintegration.

Die Warteliste für die Teilnahme an dem Projekt ist lang. Mittelfristig sollen auch eigene Einrichtungen, so das vor einigen Jahren gegründete ‚Hibret Café‘ einen nennenswerten Beitrag zur Finanzierung des Projekts leisten. Doch vorerst ist das Straßenkinderprojekt weiter auf die Unterstützung von kinder unserer welt angewiesen.

*) Name geändert

Die ersten Auszubildenden freuten sich über den Besuch des Supervisionsteams aus Deutschland. Sie zeigten, was sie in den vergangenen Wochen alles gelernt hatten, während sie die Zutaten für das nächste Essen vorbereiteten. Dreimal in der Woche wird gekocht und das Essen wird von allen Kindern sehr geschätzt. Die Chancen sind gut, dass sie anschließend Arbeit finden und sich selbst versorgen können – und weg von der Straße kommen.

Dank des großen Engagements der Weiler Altistin Silke Marchfeld geht der Erlös des Benefizkonzerts in Weil am Rhein an das Straßenkinder Projekt von kinder unserer welt e.v. Dieses großartige Konzert erfreut somit zweifach: die Gäste in Weil und die Kinder in Jimma. Danke, liebe Silke Marchfeld!

https://www.badische-zeitung.de/weil-am-rhein/drei-stunden-pures-bach-glueck--180916929.html

https://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.weil-am-rhein-opulenter-klang-und-intime-arien.f6600ba8-70c4-4650-8eb8-0898025ff09e.html

Um die Nachhaltigkeit unserer Projektarbeit in Jimma zu überprüfen, besuchen wir bei unseren Supervisionsreisen auch stets ehemalige Teilnehmer/innen des Programms, wie im September zum Beispiel Natnael. Wir treffen ihn in einer Schreinerei, wo er nach einem dreimonatigen Training im Straßenkinderprojekt nun nach der Schule arbeitet. Wir beobachten ihn bei seiner Arbeit: Geschickt bedient Samuel die Säge und schneidet ein passendes Brett zurecht für die Schublade, die er gerade baut. Natnael kann bei seinem Job auf seinen erworbenen Fertigkeiten in der Schreinerei des projekteigenen Trainingscenters aufbauen. Jetzt verdient er damit erstes Geld und kann damit sogar auch noch seine Familie unterstützen. Natnael sagt, einen richtigen Beruf erlernen zu können, sei etwas, das er noch vor wenigen Monaten nicht für möglich gehalten habe. Was er einmal werden will? Ein guter Zimmermann, sagt er, und lächelt dabei ebenso schüchtern wie hoffnungsvoll.