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Mutter-Kind-Klinik in Endaselassie

Erstes Projekt in lokale Verantwortung übergeben

Die Mütter- und Kindersterblichkeit in Nord-Äthiopien war zum Zeitpunkt der Eröffnung im Jahr 1994 erschütternd. Seither hat die dank Spenden und Zuschüssen (BMZ) kontinuierlich erweiterte Mutter-Kind-Klinik neue Maßstäbe in der regionalen Gesundheitsversorgung gesetzt. 2013 wurde es zu einem Allgemeinen Gesundheitszentrum für Erwachsene und Kinder ausgebaut und am 30. Juni 2014 an die Stadt Endaselassie feierlich übergeben.

Mutter-Kind-Klinik wird Gesundheitszentrum

Erfolg: Gesundheitsversorgung für über 100.000 Menschen

Bei seiner Einweihung 1994 war die damalige Mutter-Kind-Klinik für 30.000 Bedürftige ausgerichtet. Seitdem wurde das Projekt sukzessive ausgebaut und sichert die ambulante medizinische Versorgung für 100.000 Menschen in Endaselassie und der umliegenden Region. Um die stark steigende Patientenzahl versorgen zu können, wurde die Zahl an Medizinern und Pflegepersonal nach und nach erhöht. Ein kostenloser 24-Stunden-Dienst für Gebärende macht es heute zu einem der besten Gesundheitszentren im Norden Äthiopiens. Mit Hilfe staatlicher Entwicklungshilfezuschüsse aus Deutschland wurde zudem eine Ausbildungsstätte für medizinisches Fachpersonal aus staatlichen und privaten Institutionen errichtet. Organisatorisch und qualitativ hat unser Projekt Standards gesetzt, die mittlerweile für ähnliche Gesundheitszentren im Land normativen Charakter besitzen.

  • Projektregion Tigray/ Nord-Äthiopien. Durch seine Lage im Niederschlagsschatten des Hochlandes ist der Tigray besonders regenarm und stark von Dürre bedroht. Wichtigster Erwerbszweig seiner Bevölkerung ist die Landwirtschaft.
  • 1990er-Jahre: Viele Dörfer im Tigray liegen abseits von Straßen und sind mit dem Auto kaum zu erreichen. Frauen, die schwanger waren oder ein krankes Kind hatten, trennten meist ganze Tagesmärsche von einem Arzt.
  • Projektstandort: Endaselassie. Die 1992 noch unterentwickelte Kleinstadt zählt zum Projektstart rund 20.000 Einwohner. Heute ist sie ein prosperierendes Zentrum mit 123.000 Einwohnern in der Stadt und den umliegenden Dörfern.
  • 1993: Das Grundstück für das Medizinische Zentrum liegt noch am Stadtrand. Der Pfeil markiert den Rohbau.
  • 1993: Bauschild mit den gemalten Logos von »kinder unserer welt« und der Projektpartner-NGO »Relief Society of Tigray« (REST).
  • Bauarbeiten 1993: Vorbereitungen für das Fundament.
  • Bauarbeiten 1993: Anmischen von Mörtel.
  • Bauarbeiten 1993: Alle Mauersteine werden zuvor aus angelieferten größeren Felsstücken mit der Hand in Form geschlagen.
  • Richtfest 1993: Der Rohbau ist fertiggestellt. Blick auf die Schmalseite des L-förmigen Baukörpers.
  • August 1994. Das Medizinische Zentrum für Mutter und Kind nimmt mit seinem Hauptgebäude, darin acht Behandlungs-, Labor-, Lager- und Verwaltungsräume, seinen Betrieb auf.
  • Wartende Patienten am frühen Morgen vor dem Tor des Medizinischen Zentrums.
  • Patientinnen warten geduldig auf eine Behandlung. Die Mehrzahl sind Schwangere (erhalten u.a. Vorsorge und Impfungen) und Mütter mit ihren Säuglingen und Kleinkindern (erhalten u.a. Medikamente, Zusatznahrung und Impfungen).
  • Wartende tigrinische Familie. Viele Kinder in der Region sind durch Mangelernährung und anhaltende Infektionen durch fehlende Hygiene in schlechter körperlicher Verfassung und so u.U. in ihrer Entwicklung gehemmt.
  • 1994: Das medizinische Personal umfasst in den ersten Jahren einen Arzt, Krankenschwestern/ -pfleger, Hebammen und Laboranten. Das Personal wird stetig aufgestockt. 2014 bietet das Zentrum rund 30 Angestellten einen sicheren Arbeitsplatz.
  • 1994 wird ein Lehrgarten angelegt, in dem anschaulich vorgeführt wird, welche Gemüsesorten wichtige Nährstoffe enthalten und wie sie angebaut werden. Ziel ist es, gesündere Alternativen zu den bestehenden Ernährungsgewohnheiten aufzuzeigen.
  • 1995: Mit der Einrichtung acht ambulanter Außenstellen (Outreaches) in der umliegenden Region werden, im Umkreis von 60 km um das Zentrum herum, medizinische Serviceleistungen künftig dezentralisiert angeboten.
  • ab 1995: Die mobilen Ambulanzen finden an festen Sprechtagen und Orten unter schattenspendenden Bäumen oder in kleinen Steinhäusern statt.
  • Das mobile Ambulanzteam ist ausgestattet mit allen notwendigen Instrumenten, Medikamenten und Impfstoffen, Patientenregistern, Paravents und Klappmöbel. Die Sprechstunden dauern oft von frühmorgens bis zum Anbruch der Dunkelheit.
  • Die Outreaches bieten u.a. Gewichtskontrollen, Gesundheitsberatung sowie Schwangerschaftsvorsorge und -nachbetreuung. Bei schweren Erkrankungen oder Geburtsrisiken werden die Patienten an das Zentrum in Endaselassie überwiesen.
  • Während der Projektlaufzeit werden drei TOYOTA Landcruiser beschafft, die ab 2002 bei den Outreach-Aktivitäten und zur Patientenbeförderung eingesetzt werden. Jedes Fahrzeug (Wert: 25.000 Euro) wird aus Spenden finanziert.
  • 1997: Bau eines Schulungsgebäudes. In ihm werden Gesundheitsberatung für Familien sowie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für medizinische Fachkräfte durchgeführt.
  • Das Zentrum bietet nicht nur akute medizinische Hilfe, sondern auch Aufklärung und Beratung, um die Gesundheitssituation der Mütter und Kinder zu verbessern. Alle Besucherinnen nehmen daher automatisch an Gesundheitsberatungen teil.
  • Aufklärungsvortrag für Patientinnen im Schulungsgebäude, z.B. über sexuell übertragbare Krankheiten (STI), zur Ernährungsverbesserung oder zu Hygienemaßnahmen in ihrem Wohnumfeld.
  • 2002: Start des »Health Extension Programme«. 90 Modellfamilien aus den umliegenden Dörfern werden zu Hause von Fachkräften des Zentrums im Rahmen praxisorientierter Gesundheits- und Ernährungsberatung wöchentlich aufgesucht ...
  • ...um gemeinsam wichtige Komponenten ihres Wohnumfeldes (z.B. Kochstelle, Vieh- u. Lagerhaltung, Latrinenbau) zu verändern. Ziel des Maßstäbe setzenden Konzepts: stabilere Gesundheitszustände innerhalb der dörflichen Bevölkerung.
  • Im Medizinischen Zentrums steht bis 2006 nur ein einziger Raum für Geburten zur Verfügung. Im Oktober 2006 präsentiert kinder unserer welt die Pläne zur Errichtung einer separaten Entbindungsstation. Das BMZ fördert die Baukosten zu 75 Prozent.
  • März 2008: Nach zweijähriger Bauzeit wird die neue Entbindungsstation (Maternity Ward) feierlich eröffnet und anschließend in Betrieb genommen.
  • Der Baukörper lehnt sich architektisch den Rundhütten (Tukuls), der traditionellen äthiopischen Behausung, an. Mehr und mehr Frauen suchen ab Frühjahr 2008 das Zentrum für eine sichere, fachlich kompetent begleitete Geburt auf.
  • Sparsam eingerichtet, aber sauber und mit gut ausgebildetem Fachpersonal können auf der Entbindungsstation sicher und gesund zur Welt gebracht werden. Dank der neu geschaffenen Raumsituation sogar mehrere zur gleichen Zeit.
  • Zwei Schwangere kurz vor ihrer Niederkunft. Für die sie begleitenden Familienangehörigen ist auf dem Zentrumsgelände ein eigenes kleines Gästehaus eingerichtet.
  • Die sehr gute Ausstattung der Entbindungsstation und das kompetente Personal (darunter männliche Hebammen!) verringert die Angst vor der bevorstehenden Geburt.
  • Eines von 80 bis 90 Babys, die jeden Monat im Medizinischen Zentrum das Licht der Welt erblicken.
  • Mutter und Kind erschöpft aber wohlauf. Jetzt heißt es ausruhen von den Strapazen der Geburt, bevor das Nachsorgeangebot des Medizinischen Zentrums für Mütter und Kind greift.
  • Nachgeburtliche medizinische Betreuung und Versorgung der Wöchnerinnen, z.B. durch Impfungen und – wenn notwendig – Medikamentenzuteilung für sich und ihre Neugeborenen.
  • Auch lange nach einer Geburt ist und bleibt das Medizinische Zentrum ein wichtiger Ansprechpartner und Dienstleister für junge Mütter mit ihren Kindern.
  • Die Finanzierung einiger medizinischer Gerätschaften der Entbindungsklinik, wie Inkubator, Saugglocke, Sterilisator, aber auch Mikroskope und Labormaterial, erfolgt durch zahlreiche Spenden.
  • Von Anfang an wird die Entwicklung des Medizinischen Zentrums mit Supervisionen begleitet. Hierzu gehören zweimal jährlich vor Ort in Äthiopien intensive Gespräche mit der Partner-NGO »REST« sowie (ab 2008) mit Regierungsvertretern.
  • Zu Supervisionsbesuchen gehören stets auch Besuche (Field Vistits) bei den Außenstellen (Outreaches). Dort werden zur Erfolgsbewertung viele Gespräche mit Patienten und auch den REST-Fachleuten geführt.
  • August 2008: Erste Konferenz mit Bürgermeister und Vertretern des regionalen Gesundheitsministeriums zur Strategieplanung (Road Map) für eine geordnete Übergabe des Medizinischen Zentrums an die Stadt Endaselassie.
  • Hilfe zur Selbsthilfe. Zielvorgabe jeglicher Projektarbeit von kinder unserer welt ist es, Projekte nach Ablauf einer definierten Laufzeit und dem Einstellen eines tragfähigen Erfolges dann in lokale Hände zu übergeben.
  • Oktober 2011: Das Medizinische Zentrum erhält die Genehmigung des äthiop. Gesundheitsministeriums, dass es – als künftiges Health Centre für Endaselassie – zu einem allgemeinen Gesundheitszentrum aus- und umgebaut werden kann.
  • Dritte Bauphase 2012-2013: Um- und Ausbau bestehender Gebäude sowie Neubau einiger Gebäudetrakte für die neuen Aufgaben als künftiges Gesundheitszentrum für die Gesamtbevölkerung in und um Endaselassie.
  • 2013: Die z.T. umgebauten Behandlungsräume im Hauptgebäude.
  • 2013: Der neue Patientenempfang (Registratur).
  • Die letzten Baumaßnahmen werden im September 2013 fertiggestellt. Im Januar 2014 nimmt das neue Health Centre für die Gesamtbevölkerung seinen Betrieb auf.
  • Geländeplan 2014: (1) Eingang, (2) Wache, (3) Wartebereich, (4) OPD, (5) Labor, (6) Entbindungsklinik, (7) Mutter-Kind-Bereich, (8) Lager, (9) Schulungsgebäude, (10) Lehrgarten.
  • Es erweist sich im Nachhinein als Glücksfall, dass dem Medizinischen Zentrum seinerzeit ein ausreichend großes Grundstück zugewiesen wurde, was den vielen baulichen Erweiterungen über 20 Jahre hinweg stets genügend Raum gab.
  • 1. Juli 2014: Die Stadt Endaselassie ist alleiniger Träger des ehemaligen Mutter-Kind-Zentrums. Der neue Name des ins nationale Gesundheitsprogramm eingebettete Gesundheitszentrums lautet: »Alganesh-Kahsay-Health-Centre«.

Im Jahr 2008 begannen erste Planungen für einen weiteren großen Schritt: der Übergabe des medizinischen Zentrums an die äthiopischen Gesundheitsbehörden im Sinne unserer Zielsetzung, nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und das Zentrum dafür mittelfristig auf eigene Füße zu stellen. Hierzu erfolgten weitere, umfangreiche bauliche Maßnahmen und seit Juli 2014 ist es nun soweit: das von kinder unserer welt über 20 Jahre hinweg aufgebaute und mit Spenden unterhaltene Mutter-Kind-Zentrum wurde von der Stadt Endaselassie übernommen und sichert nun als Allgemeines Gesundheitszentrum dauerhaft die ambulante Versorgung der gesamten regionalen Bevölkerung.

1992-2014: Kurze Projekt-Chronik

  • 2. Oktober 1992: Projektstart. Vertragsunterzeichnung mit der lokalen Partner-NGO Relief Society of Tigray (REST) zum Aufbau und Betrieb einer Klinik für Mutter und Kind (Maternal and Child Health Care Centre - MCHC)
  • 1993-1994: Erste Bauphase. Errichtung eines L-förmigen Gebäudetraktes mit Behandlungsräumen, Labor, Lagerräumen für Medikamente und medizinische Geräte, Verwaltung, Registratur und Anmeldung.
  • August 1994: Eröffnung der Klinik
  • 1994: Anlage eines Lehrgartens für praktische Unterweisungen im Rahmen der Gesundheits- und Ernährungsberatung.
  • 1995: Dezentralisierung der medizinischen Serviceleistungen durch acht ambulante Außenstellen (Outreaches) in der umliegenden Region.
  • ab 1996: Aus- und Weiterbildung der traditionellen Hebammen in den umliegenden Dörfern und Ausstattung mit einer geburtshilflichen Grundausstattung.
  • 1997: Erweiterung des Projekts durch Errichtung eines Zentrums für Gesundheitsberatung und Ausbildung medizinischer Fachkräfte.
  • 2000: Erweiterung der ambulanten Außenstellen von 8 auf 20.
  • 2002: Beginn des Modellprojekts »Community Based Health Programme«. Zunächst nur in fünf Dörfern ausgeführt, wurde dieses Programm später für ganz Tigray und in anderen Landesteilen Äthiopiens übernommen.
  • 2006-2007: Zweite Bauphase. Errichtung einer modernen Entbindungsstation. Eröffnung: März 2008
  • August 2008: Entwicklung einer Road Map mit Strategie- und Zeitplanung für die Übergabe des Medizinischen Mutter-Kind-Zentrums an die Stadt Endaselassie.
  • September 2008: Zuerkennung des mit 60.000 Euro dotierten Förderpreises der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung für die herausragenden Leistungen des Zentrums bei der Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern und Kindern in Äthiopien.
  • Februar 2011: Sonderförderung für medizinisches Equipment durch die Association Femmes d’Europe, Brüssel.
  • 2012-2013: Dritte Bauphase. Um- und Ausbau des Medizinischen Mutter-Kind-Zentrums zu einem Allgemeinen Gesundheitszentrum für die Gesamtbevölkerung.
  • Januar 2014: Inbetriebnahme des zu einem nationalen Health Centre umgebauten Gesundheitszentrums für Endaselassie und Umland.
  • 29. Juni 2014: Übergabefeierlichkeiten auf dem MCHC-Gelände mit Ehrengästen und Vertretern von kinder unserer welt (s. Bildergalerie unten)
  • 30. Juni 2014: Offizielles Projektende. Übergabe des MCHC in die Verantwortung der regionalen Gesundheitsbehörde. Neuer alleiniger Träger ist die Stadt Endaselassie.
  • ab 1. Juli 2014: Neuer Name: Alganesh-Kahsay-Health-Centre.

29. Juni 2014: Übergabefeier in Endaselassie

  • Beginn der Feierlichkeiten am Sonntagmorgen, ab 8.30 Uhr.
  • Kurze Begrüßung am Eingang des Geländes.
  • Eintreffende Gäste.
  • Letzte Vorbereitungen durch REST-Koordinator Tesfay vor dem offiziellen Teil.
  • Ehrengast: Rechtsanwalt und Wegbereiter des MCHC Dr. Assefa (Mitte)
  • Veranstaltungspunkt: Baumpflanzung mit den verschiedenen Vertretern von kinder unserer welt, Partner-NGO REST, Stadt und Kirche.
  • Veranstaltungspunkt: Infovortrag von einem langjährigen Mitarbeiter und Vorstellung der Entwicklungen an einer Infowand.
  • Veranstaltungspunkt: Schauspiel mit Themenbezug zur Klinik.
  • Das Publikum verfolgt gebannt dem Festprogramm.
  • Veranstaltungspunkt: Rede des langjährigen Projektkoordinators Gangolf F. als Vertreter von kinder unserer welt bei dieser Feier.
  • Veranstaltungspunkt: Ansprache von Projektmitarbeiterin Claudia S. als Vertreterin von kinder unserer welt und anschließend Übergabe der Gedenktafel ans MCHC.
  • Bereits angebrachte Gedenktafel. "Dieses Zentrum dient den Menschen aus Endaselassie und soll zu einer gesunden, hoffnungsvollen Zukunft beitragen..."
  • Überreichung einer Ehrentafel an kinder unserer welt durch eine Woreda-Leiterin (Verwaltungseinheit).
  • Ehrentafel mit der Namenspatronin: Alganesh Kashay. Sie starb als erste weibliche Märtyrerin im Kampf gegen das Derg-Regime für Demokratie, Menschenrechte, Frauenrechte und das Recht auf Selbstbestimmung.
  • Erhalt eines Zertifikats für den Verein kinder unserer welt.